Mittwoch, Dezember 17, 2014

Vom Kaputtgehen der Sprache

Schiller_Hut

Doppelnas Raymond
Autor:
Raymond Zoller
 

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Als fern von Deutschland lebender Ausländer verfolge ich mit großem Interesse die Entwicklung der deutschen Sprache, die für mich fast wie eine Muttersprache ist.

Genauer gesagt: den Zerfall der deutschen Sprache.

Besonders beeindruckt haben mich die verschiedenen Rechtschreibereformen; wenn ich die ernstgenommen hätte, so hätte das sicher auch mich in Verwirrung gestürzt. Die um sich greifende Verunsicherung nicht nur bezüglich Orthographie, sondern, darüber hinaus, auch bezüglich elementarer Sprachlogik (das-daß-Blindheit, Verwirrung in Sachen Getrenntschreiben, usw…) sehe ich, unter anderem, als eine Folge dieses obrigkeitsverordneten Unsinns.

Nicht zu übersehen auch die Sprachverhunzung durch die lügenden und schwafelnden Massenmedien (Lüge und Smalltalk verbiegen und vernebeln nicht nur den Inhalt, sondern auch die Sprache).

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Das mit dem sogenannten Multikulti verbundene babylonische Sprachengewirr sehe ich in diesem Zusammenhang nicht als Problem. Bei gesundem Verhältnis zur Sprache kann die Vielfalt nur bereichern; und auch die Lehnwörter stören nicht: wenn alles mit rechten Dingen zugeht werden die mit der Zeit entweder normal integriert oder wieder ausgeschieden.

Selbst beweg ich mich frei und unbekümmert in zwei unterschiedlichen Sprachen, und manche verkraften unbeschadet auch noch mehr. Solide Mehrsprachigkeit erweitert den Horizont und ist keineswegs ein Problem.

Problem ist aber, daß einzelne Sprachen in galoppierender Degeneration begriffen sind.

Früher, bei verhältnismäßig unverdorbener Bevölkerung, entwickelten sich die Sprachen organisch und ungezwungen in freier Wildbahn. Teilweise wurde die Entwicklung gefördert durch Menschen, die besonders bewußt in der Sprache lebten, sogenannte Dichter und Denker; doch diese Förderung geschah freilassend und nicht durch staatlich aufgezwungene Ergüsse analphabetischer Brotgelehrter.

Und dann natürlich die durchschlagende Macht der offiziellen Massenmedien. Wenn man in alten Boulevardveröffentlichungen herumblättert, so entdeckt man dort natürlich nicht wenig Schwachsinn; doch dieser Schwachsinn beschränkte sich in seiner Verbreitung auf bedrucktes Papier und wurde höchstens von Biertischphilosophen noch etwas weitergetragen. Heute erstickt man in buntbedrucktem Papier, wird betäubt vom Gedröhn der Radiogeräte und Fernseher und was es sonst noch alles gibt; der Schwachsinn kriecht aus allen Ritzen; und wer nicht genügend Rückgrat hat, fällt ihm zum Opfer und reißt auch andere mit.

Und als natürliche Konsequenz degeneriert dadurch die Sprache mitsamt Denkfähigkeit.

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Keineswegs sehn ich mich zurück in die gute alte Zeit; auch nicht in die Goethe-Zeit. Ich bin für Entwicklung; das Problem seh ich eben darin, daß das, was jetzt läuft, auf ein Zurück hindeutet; und zwar auf ein Zurück Richtung Steinzeit.

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So isses.

Gorilla

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