Samstag, Mai 31, 2014

Von Eliten und Verschwörungstheorien

Chrino

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Zufällig stieß ich auf eine Sammlung von Stilblüten aus dem Munde von Vertretern europäischer studierender Eliten. Sehr lustig.

Irgendjemand schob die Behauptung, es gebe außer der Erde auch noch andere Planeten im Weltraum, als Verschwörungstheorie beiseite. Noch vor zehn Jahren hätte man sowas kaum glauben können; heute glaube ich es sofort. Wieauch die in besagter Sammlung vorgefundene Behauptung, daß all diese Berichte über Meteoriteneinschläge von Verschwörungstheoretikern stammen, mich weiter nicht erstaunt.

Irgendwie scheinen all diese Planeten mitsamt Meteoriteneinschlägen die Betreffenden zu stören; und da man für alles Störende heutzutage den bequemen Topf der Verschwörungstheorien hat, tut man denn auch die Planeten und Meteoriten da rein.

Ob studierte Eliten oder nicht studierte – aber Eliten sind Eliten. Gäbe es nicht die Übermacht dieser Mehrheitseliten, so könnten auf der politischen Arena auch keine Klitchkos, Psakis, Jazenjuks Fuß fassen, und man könnte nicht irgendwelche Sportler oder sonstiges nicht bis drei zählen könnendes Volks als nacheifernswerte "Promis" vor uns hinstellen; außer Gelächter würde man mit solchen Versuchen nichts erreichen.

Da aber diejenigen, die darüber lachen, oder auch vor lauter Staunen das Lachen verlernt haben, bloß eine armselige Minderheit sind, und die übrigen eine überwältigende Mehrheit – haben wir eben die Zeit der Klitchkos, Psakis, Jassenjuks und Merkels sowie jenen Verschwörungstheorie-Pott als Abfallkübel für alle der Mehrheit nicht in den Kram passende Gedanken und Sichtweisen.

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So isses.

Donnerstag, Mai 22, 2014

Ein würdiger Vertreter westlicher Denkweise

Klitchko

Oben wiedergegebener Ausspruch von Vitali Klitchko in annähernder deutscher Übersetzung:

"Wenn ein Mensch die SS-Uniform angezogen hat, das heißt etwas Klares, so hat er sich geschmückt mit den Farben, mit denen er sich geschmückt hat, und diese Leute, welche sehr viele sind zu diesem Anlaß der Gesichtspunkte, ich halte mich klar daran, und ich verstehe klar, daß jene Erscheinungsformen, wenn Sie die Frage schon so direkt stellen, daß angeblich wir."

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Aufgrund ihrer individuell geprägten Syntax widersetzen sich die Sprachkunstwerke des Vitali Klitchko jeglichem Versuch, sie in andere Sprachen zu übertragen, und dem Übersetzter bleibt nur übrig, zerknirscht seine Ohnmacht einzugestehen und, so gut es geht, die einzelnen Wörter zu übersetzen und sie in einen ungefähren Zusammenhang zu bringen.

Ein vergleichbares Oeuvre ist dem deutschsprachigen Publikum bekannt in Gestalt der Kommentar-Kunstwerke, welche die Zeitschrift "Der Postillon" in unregelmäßigen Abständen zu veröffentlichen pflegt (eines dieser Werke von einem deutschen Klitchko-Kollegen habe ich an anderer Stelle einer ausführlichen Besprechung unterzogen).

Da der Klitchko immerhin eine wichtige Persönlichkeit ist und ein wackerer Bundesgenosse der westlichen Politiker im Kampfe um Verbreitung westlichen Geistes und westlichen Demokratieverständnisses, scheint es ausgesprochen bedauerlich, daß seine Sprachkunst dem des Russischen nicht mächtigen Teil des westlichen Publikums verschlossen bleibt.

Aus welchem Grunde wir versuchen, durch vorliegenden Beitrag im Rahmen des Möglichen dem Abhilfe zu schaffen.

Wer obiges Zitat, zusammen mit manchen anderen Klitchko’schen Äußerungen, als Aufzeichnung sich anhören will, der findet unter diesem Linke eine entsprechende Zusammenstellung bei YouTube.

Kakerlake

Nachbemerkung 22. Mai 2015

Inzwischen entdeckte ich die "Hooligans gegen Satzbau" und "Auslenda nehmn uns der Bildunk weg", die sich um die Werke der deutschen Klitchko-Kollegen kümmern.

Obwohl die Ukrainer – wie sie aufgrund eigenen Nachforschens feststellen durften – die besseren Arier sind, werden sie in Sachen Klitchkoismen von den deutschen Sprachkünstlern, wie nicht zu übersehen, bei weitem übertroffen.

Näheres in meinem den "Hooligans gegen Satzbau" gewidmeten Blogeintrag, wo man auch Links finden kann zu weiterführenden und weiter erläuternden schriftlichen Werken.

Mittwoch, Mai 14, 2014

Die Wurscht, Rußland und Europa

Wurscht

Übersetzung der Bildunterschrift:
"Europa ist nicht mehr das, was es war".

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Obiges Bildnis habe ich geklaut bei der russischen Nachrichtenagentur "Regnum". Die Frage wurde da behandelt, ob man der Wurscht in Rußland Auftritt- oder gar Einreiseverbot erteilen soll. Näheres weiter unten.

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Wenn ich Facebook überfliege auf der Suche nach lesenswerten Mitteilungen, erschlägt mich die Masse an Fotos von deutschen und russischen Männlein und Weiblein mit aufgemalten Bärten.

Und es stellt sich mir die Frage: ist denn diese Wurscht es wert, daß man ihm/ihr so massenweise Beachtung schenkt?

Selbst würde ich, nach kurzer Aufwallung von Überraschung, die Angelegenheit für mich als abgeschlossen betrachten, wenn das Fragen aufwerfende langhallende Echo nicht so allgegenwärtig wäre.

Schon merkwürdig, das Ganze. Weniger die Wurscht selbst denn vielmehr das Echo, das sie hervorruft.

Was die Reaktion in den russischsprachigen Medien sowie in meinem russischen Bekanntenkreis betrifft, so bemerkt man bei gebildeteren Russen ehrliche Verblüffung. Natürlich ist auch ihnen – denen das in der europäischen Kultur Veranlagte teilweise deutlicher sichtbar ist als den Europäern – klar, daß "Europa nicht mehr das ist, was es war"; aber die Wurscht hat trotzdem für Verblüffung gesorgt. Daß es so schlimm ist hätte man wohl nicht erwartet.

In diesem Kontext ist auch das exzessive Veröffentlichen bärtiger Frauenmänner, Männerfrauen in den russischen Medien verzeihlich.

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Für mich ist der Wurscht-Kult eine Art Kulturbarometer, das mir Dinge anzeigt, die mir eh nicht neu sind. Daß Europa futsch ist, weiß ich schon lange.

Allein schon die Tatsache: Daß da ein Wettbewerb veranstaltet wird, bei dem irgendeine Jury bestimmt, wer gut ist und wer weniger gut, und daß dann ganze Völkerscharen sich untertänig, aber lärmig dieser Jury anschließen – find ich so herrlich symptomatisch für unsere fortschrittlichen Zeiten; und besonders lustig auch, daß das dann noch mit dem Nationalitätsdenken verbunden wird; als habe man, nur weil man zu der betreffenden Nation gehört, selbst gesungen (wie in verwandten Fällen: als habe man selbst Fußball gespielt, sei selbst um die Wette gelaufen oder sonstiges, was in einer vernünftigen Zivilisation Privatsache wäre oder höchstens einen kleinen Kreis betreffen würde).

Und daß der Typ die grad moderne EU-Staatsideologie des Gendermainstreaming in sein Gemache mit einbaut (keine Ahnung, ob er tatsächlich transvestitische oder sonstige Neigungen hat, oder ob er das bloß ausgenutzt hat; iss auch egal) macht die Sache nur noch verrückter.

Viele lassen sich von dem Quatsch nicht einfangen; doch gibt es genügend Volks, das sich von den Massenmedien auch in Sachen Wurscht mitreißen läßt; das ist eine Wechselwirkung zwischen Herde und Hirt; und daß eine solche Presse und eine solche Wechselwirkung möglich wird ist eben eine Folge dessen, daß die mehr zu individueller Eigenständigkeit hintendierenden Anlagen der Europäischen Kultur niedergetrampelt wurden.

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Noch kurz zu oben angedeuteter Diskussion über ein mögliches russisches Auftrittsverbot für die Wurscht:

Es gibt da in Petersburg einen sehr rührigen Deputierten, Milonow mit Namen, der – meinem Eindruck nach – den (als verständliche Reaktion auf den westlichen Unfug) in Rußland aufgeflammten Widerwillen gegen die Genderei zur Karrieregestaltung nutzen will (nun, wie im Westen halt die Genderei selbst zur Karrieregestaltung genutzt wird) und sich dauernd mit irgendwelchen abstrusen Gesetzesvorschlägen bemerkbar macht. Eben er ist, es, der sich aktiv dafür einsetzt, daß man die Wurscht von Rußland fernhalten möge.

Aus was für Gründen auch immer.

Ich hab mich an anderem Orte in Russisch dazu geäußert und übersetz det nun einfach ins Deutsche.

Also:

Aber warum muß man auf eine solche Dummheit mit einer weiteren Dummheit reagieren? Wenn man offiziell ein Verbot ausspricht oder ein Verbot androht – so werden die westlichen Idioten das sogleich in dem Sinne interpretieren: daß diese Russen sie und ihre fortschrittliche Weisheit fürchten und von solchem Entsetzen gepackt wurden, daß ihnen außer Verboten schon nichts mehr einfällt. – Und daß sie selbst somit stärker sind als die Russen und auf dem einzigen rechten Weg in die lichte Zukunft. – Am besten, sich nicht einmischen und im Falle eines Falles sich einfach lustig machen. Ist viel überzeugender.

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So isses.

Montag, Mai 05, 2014

Deutscher Tiefschlaf vor und nach Odessa

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Screenshot von der Seite einer jungen Dame in einem sozialen Netzwerk (vermutlich "V Kontakte"):

Makabre Mischung aus Biederkeit und Schrecken. Von der Sorte gibt's viele.

In deutscher Übersetzung ihr Kommentar (im Original mit nicht ganz sauberer Interpunktion und merkwürdiger Getrenntschreibung) zu den Fotos der Ermordeten:

"Die geräucherte Hundertschaft. Ich fühle nicht das geringste Bedauern für diejenigen, die heute in Odessa verbrannt sind; nur leichten Unwillen: eigentlich hätte man sie aufhängen sollen"

Im deutschen Sprachraum macht sich immer mehr Volks bemerkbar, das den Politikern und den Massenmedien nicht mehr traut und verstehen will, was real in der Welt los ist.

Doch dann gibt es noch die schlafende Mehrheit…

Ob Odessa ein Weckruf sein könnte für diejenigen, die bislang schliefen?

Fänd schön, wenn es so wäre; dann wären die Leute in Odessa wenigstens nicht umsonst gestorben. Aufgrund gemachter Erfahrungen fürchte ich aber, daß das höchstens bei verstreuten Einzelnen der Fall sein wird.

Wer weiter schlafen will, dreht sich auf die andere Seite und schläft weiter. Der Mensch unterscheidet sich vom Tier unter anderem dadurch, daß er Dinge, die er nicht sehen will, einfach nicht sieht oder zu irgendetwas umbenennt, das ihm besser in den Kram paßt.

Ich hatte ein paar unfreiwillige Diskussionen mit solchem Volks [einer davon Chefredakteur eines in manchen Kreisen vielgelesenen Blattes; eben der trieb es am schlimmsten. (Jenes sehr lehrreiche Gespräch hab ich in dem Blogeintrag „Von Photoshop, bösen Russen und sonstigen unsere Beachtung verdienenden Wesenheiten“ auszugsweise wiedergegeben)]; Information, die man ihnen vor die Nase stellt, wird unter irgendwelchen Schlagworten und Gemeinplätzen unbesehen beiseitegeschoben; Fakten, die sich aufteufelkommraus nicht mehr wegleugnen lassen, werden zurechtgebogen und in einen zusammenphantasierten neuen Kontext hineingezwängt.

Nicht, daß die Betreffenden bewußt lügen würden. Diejenigen, mit denen ich bis jetzt direkt zu tun hatte, sind einfach in solchem Maße in ihre Hirngespinste verliebt, daß sie nicht davon ablassen wollen.

Im deutschen Schlafraum scheint es nach den Odessa-Massaker etwas ruhiger; vielleicht überlegt man sich, wie man diese ungeheuerlichen Fakten zugunsten seiner Festgefahrenheit zurechtdeuten kann (einen solch offenen, alles vereinfachenden Zynismus nach Art der ukrainischen Faschisten können sie sich bei ihren Äußerungen in Deutschland zur Zeit ja noch nicht erlauben).

Vielleicht sind verstreute Einzelne an Odessa aufgewacht; die Masse dürfte weiterschlafen, bis die Realität auch sie am Kragen packt.

So isses

Freitag, Mai 02, 2014

Die Ukrainische Befreiungsarmee

bjrjr30-04-14

Übersetzung aus dem Russischen.

Russisches Original in "Sevodnya" vom 30. April

Wegen der schlampigen Transskription der Eigennamen und Ortsnamen bitte ich um Entschuldigung; ich les solche Sachen meist in Russisch und weiß nicht so recht, wie man diesen oder jenen Namen im Deutschen zu schreiben pflegt. Aber sicher sind sie erkennbar. - Sonst ist alles richtig.

Auf dem Schauplatz des Ukrainischen Bürgerkriegs könnte eine ganz neue, von niemandem erwartete Streitmacht sich bemerkbar machen. Schon in allernächster Zukunft werden sich Einheiten der Ukrainischen Volksbefreiungsarmee UNOA (Украинская народно-освободительная армия, УНОА), deren Formierung sich ihrem Abschluß nähert, in das Kampfgeschehen einmischen.

Unser Korrespondent konnte sich mit einem ihrer Vertreter treffen, der von den Gründen ihrer Schaffung erzählte sowie über die als erstes anstehenden Ziele. Im Sinne unserer Verabredung dürfen wir weder den Namen unseres Gesprächspartners nennen noch den Ort unseres Treffens.

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Heute gibt es in der Ukraine sehr viele bewaffnete Gruppierungen. Zu welchem Zweck wurde Ihre Armee gegründet?

Bewaffnete Gruppierungen gibt es tatsächlich sehr viele; sehr viel mehr, als wünschenswert wäre. Das Problem besteht bloß darin, daß keine einzige darunter ist, welche die Interessen der Ukraine vertreten würde. Das ist leider so. Die südöstliche Armee verteidigt die Interessen der Bewohner der östlichen Gebiete, die ihre Souveränität verkündet haben. Sie vermeiden ausdrücklich die Worte 'Ukraine' oder 'ukrainisch'. Was verständlich ist: das sind russische Gebiete, die den Kurs auf Wiedervereinigung mit ihrer großen Heimat eingeschlagen haben, und die Interessen der Ukraine sind für sie nicht so wichtig. Jene zahlreichen Gruppierungen jedoch, die viel von der Verteidigung der Ukraine reden – die "Nationalgarde", die verschiedenartigsten "Sondereinheiten" und all die neonazistischen Banden – sind in Wirklichkeit ihre schlimmsten Feinde, vor denen man unser Land schützen muß. Eben dank ihrem Bemühen haben wir die Krim verloren, und vermutlich nun auch das Lugansker und das Donezker Gebiet, und vielleicht auch noch andere Gegenden. Das ist eine verbrecherische Macht, die auf Befehl des Westens und im Sinne westlicher Interessen handelt, und das Ziel ist das Entfachen eines Bürgerkriegs in der Ukraine. Genau wie im Irak, wo sie die Schiiten aufstachelten und in ihr eigenes Verderben schickten.

In dieser Situation kann nur eine solche Streitmacht das Land retten, welche im Sinne seiner Interessen tätig ist. In der heutigen von Anarchie und Willkür zerrütteten Ukraine sind Bürgerprotest und ziviler Ungehorsam nicht nur kaum wirksam, sondern dazu noch lebensgefährlich. Mit einer bewaffneten Bande kann man nur mit Waffengewalt fertig werden.

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Und wo liegen Ihrer Ansicht nach die Interessen der Ukraine?

Diese Interessen liegen auf der Hand. Das Land braucht Ordnung und Einheit; jedoch nicht um den Preis von Gewalt und Aufpfropfen fremder Sichtweisen, sondern vermittels Verstehen des gemeinsamen Schicksals sowie Einsehen der Tatsache, daß wir gemeinsam stärker sind. Die Ukraine braucht gutnachbarliche Beziehungen mit den umgebenden Ländern; vor allem aber mit den seelenverwandten Ländern Rußland und Weißrußland. Die Interessen des Landes verlangen, daß wir unsere Bürger nicht unterteilen nach Nationalitäten und Sprachen. Desweiteren verlangen sie, daß auf unserem ukrainischen Boden kein Platz sein darf für Nazis und Verräter, die gegen Dollars oder Euros ihr Land verkaufen, unser Gold ins Ausland bringen, oder unser Territorium für die Ablagerung radioaktiver Abfälle zur Verfügung stellen.

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Das heißt, ihr seid eine pro-russische Streitmacht?

Nein, wir sind pro-ukrainisch. Die Sache ist nur die, daß die Einigkeit mit Rußland zu den zentralsten und unverzichtbarsten Interessen unseres Landes gehört.

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Doch wie ist das dann mit der Krim, mit Lugansk und Donezk? Betrachtet ihr die Südostarmee als Separatisten?

Der Verlust der Krim ist für uns natürlich ein wunder Punkt. Jedoch haben wir Verständnis für die Gründe, welche die Krim-Bevölkerung zu der Wiedervereinigung mit Rußland getrieben hat. Und wir verstehen auch, daß ein jeder von uns daran mitschuldig ist. Insofern nämlich, als wir alle mit Schuld daran tragen, daß in unserem Land eine faschistische Bande an die Macht kam, welche die Bürger in Menschen erster und zweiter Sorte einteilt und dabei noch die Unverschämtheit hat, zu behaupten, daß sie im Namen des ukrainischen Volkes handeln.

Leider muß ich vermuten, daß, auch wenn wir die Junta hinwegfegen, weder die Krim-Bewohner noch die Bevölkerung des Donbass im Bestand unseres Landes bleiben möchten. Sie mit Waffengewalt oder durch Sanktionen zu zwingen hat keinen Sinn. Wir sind Ukrainer, und wir haben keine Wahl; und damit Menschen anderer Nationalitäten daran interessiert sein können, in unserem Land zu leben, müssen wir die Ukraine erst mal richtig bewohnbar machen und zum Aufblühen bringen.

Wie schmerzhaft und unangenehm auch immer das sein mag; aber wir erkennen die Wahl unserer Brüder und Landsleute an, und wollen unsere Bruderschaft wahren. Und was die Südost-Armee betrifft, so sind das unsere Verbündeten. Wir haben einen gemeinsamen Feind, und wir koordinieren unsere Aktionen.

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Halten Sie es für möglich, daß nach Absetzung der Junta auch die westlichen Gebiete sich abtrennen möchten?

Ich komme selbst von dort; bin in der Wolyn geboren. Gut die Hälfte der UNOA-Kämpfer, wenn nicht gar die Mehrheit, kommen von dort. Ein sehr großer Teil unserer Soldaten sind Leute, die in Rußland arbeiten. Und das sind zur Hauptsache Leute aus der Westukraine. Man darf nicht glauben, daß alle, die aus Lwow, Ushgorod, Iwano-Frankowsk oder Luzk stammen, samt und sonders Bandera-Leute sind. Man muß berücksichtigen, daß eben die Bewohner der Westukraine damals den Bandera-Banden zum Opfer fielen, und daß die Selbstverteidigungsbataillone und Polizeieinheiten, die an der Vernichtung dieser Banden teilnahmen, aus Einheimischen bestanden. Ein großer Teil der Westukrainer arbeitet heute in Rußland; und diese Leute sind existentiell an guten Beziehungen zwischen unseren Ländern interessiert. Keineswegs darf man glauben, im Westen des Landes würden nur solche Leute leben wie Musytchko. Die meisten sind ganz normale Menschen, nur zur Zeit sehr eingeschüchtert.

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Wieviele Leute sind in der UNOA?

Ich kann Ihnen nur die in Rußland zur Mobilisierung bereite Reserve nennen. In Rußland arbeiten ungefähr 5 Millionen Ukrainer. Selbst wenn davon nur ein Prozent mitkämpft, sind es bereits fünfzigtausend. Das reicht vollkommen aus, um die Junta zu zerdrücken. Wir nehmen auch Leute aus anderen Ländern auf – aus Rußland, Weißrußland, Armenien. Auch die russischen Kosaken unterstützen uns. Und dann arbeiten wir, wie gesagt, mit dem südöstlichen Widerstand zusammen. Streitkraft ist genügend vorhanden; und es gibt auch genügend ausgebildete Führungskräfte.

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Wann fangt ihr an?

Wir sind bereits aktiv. Mobile Gruppen der UNOA sind bereits auf dem gesamten ukrainischen Territorium im Einsatz und bereiten unseren Angriff vor. Unter anderem kümmert man sich auch um die Neutralisierung der Feinde des ukrainischen Volkes, das heißt derjenigen, die gegen das Volk schwere Verbrechen begangen haben. Wir greifen dann an, wenn alles vorbereitet ist, um auf einen Schlag auf dem gesamten ukrainischen Territorium mit der Junta und den Nazis aufzuräumen. Wichtig ist, daß man das blitzartig durchführt, um, so gut es geht, Opfer zu vermeiden, die bei einem langdauernden Konflikt unvermeidlich wären.

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Arbeitet ihr mit Janukowitsch zusammen?

Dazu besteht kein Grund. Rechtlich gesehen ist er natürlich immer noch Regierungschef. Vielleicht wird er nach der Befreiung der Ukraine zum politischen Prozeß einer rechtmäßigen Regierungsbildung hinzugezogen. Obwohl sein moralisches Recht auf Führung ganz gehörig in Zweifel gezogen werden kann. Es müssen ganz neue Leute kommen, die sich durch nichts schuldig gemacht haben.

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Wie sehen Sie die Zukunft der Ukraine?

Die wird durch das Hauptsubjekt der Macht bestimmt: durch das Volk selbst. Doch denke ich, daß die beste Variante für unser Land in einer engen Vereinigung mit Rußland und Weißrußland bestehen würde; im Sinne einer Konföderation. Man darf nicht vergessen, daß die ukrainische Staatlichkeit im Rahmen des russischen Staates und dank seiner sich entwickelt hat. Wir sind ein Teil der großen russischen Gemeinschaft, der russischen Zivilisation und der russischen Kultur. Die Verleugnung dieser Tatsache ist für die Ukraine Selbstmord; was gut zu sehen ist an dem Beispiel der derzeitigen Probleme. Sich von seinem russischen Teil lossagen wäre, als ob man sich in zwei Hälften spaltet.

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Welches Schicksal erwartet die Junta und die Anführer der Nazi-Banden?

Schon jetzt haben diese Kerle unser Land in eine Kolonie des Westens verwandelt. In Kiew haben amerikanische "Kommissare" das Kommando; aufgrund ihrer Anordnungen wurde der Bürgerkrieg entfesselt. Eine nicht unwichtige Rolle spielen ausländische Söldner, die mit Billigung der Junta ins Land kamen. Es geht da um eine Okkupation der Ukraine. Und zwar nicht um die phantasierte russische, sondern um eine ganz reale. Diese Okkupanten ermorden unsere Bürger. Mit diesen Verrätern werden wir kurzen Prozeß machen. Wobei uns völlig egal ist, wie der Westen auf die Liquidierung ihrer Kreaturen und Agenten reagieren wird.

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Das Gespräch führte Pawel Prichodko

Übersetzung aus dem Russischen: Raymond Zoller