Mittwoch, März 19, 2014

Der Euromaidan und Europa

Nur ganz leicht ausgearbeitete vorhin in kleinem Kreise gemachte Anmerkung.

Ausgangspunkt ist das Problem, daß zahllose Zeitgenossen das Weltgeschehen durch das Prisma der Einteilung in politische Machtblöcke beurteilen:

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Eben das Blockdenken trieb das eh schon komplizierte und vielschichtige Ukraine-Problem in ein kaum noch aufzudröselndes Wirrwarr hinein. Jeder Block, jeder Unterblock läßt die ihm nicht in den Kram passenden Feinheiten beiseite und deformiert, wo es sein muß, das Verbleibende; und so entstand ein Chaos und ein Marktgeschrei, in dem sich kein Schwein mehr zurechtfindet.

Berechtigte Unzufriedenheit führte zu jenem Euromaidan.

Doch blieb es nicht beim berechtigten Volkszorn; nicht zu übersehen war, daß der Volkszorn von unbekannten Regisseuren als Material benutzt wurde für Ziele, die mit dem Volke nicht unbedingt zu tun haben; plötzlich erschienen da irgendwelche im Westen verankerte Klitchkos und sonstige Führerpersönlichkeiten; und leicht war zu sehen, daß da irgendwas faul ist.

Doch wie dem auch sei: Euromaidan hieß diese Versammlung; und sie hieß so aus dem Grunde, weil man sich Rettung von der EU erhoffte und in ebenjene EU hinein wollte.

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In die EU wollte man, ohne eine Ahnung zu haben, was diese EU, was dieses Europa eigentlich ist.

Nun gut; daß Europa kulturell eine Leiche ist, scheint auch den meisten Europäern nicht bewußt; aber daß in diesem Milieu geistiger, intellektueller, moralischer Verrottung zunehmend – wie es anders nicht sein kann – auch die Wirtschaft verrottet und materielles Elend sich ausbreitet – ist inzwischen sogar für zahlreiche Europäer nicht mehr zu übersehen.

Doch wenn die Europäer, im Allgemeinen, nicht wissen, was mit ihrem Europa los ist – wie soll man das in der Ukraine kapieren; besonders, wenn da – mit Epizentrum Euromaidan – ein Hexenkessel entsteht mit seinen Führerpersönlichkeiten, der das Denken weitgehend ausschaltet und ideologischer Fanatisierung Tür und Tor öffnet.

Daß der Euromaidan nur das Vorspiel ist zu einem großen Chaos sah ich sofort und ließ dann allmählich ab von dem immer mühsamer werdenden Unterfangen, inmitten dieses Marktgeschreis, des Wirrwarrs aus – bewußt oder leichtfertig verbreiteten – Lügen nach dem zu suchen, was Sache ist. Das einzige, was ich mit Sicherheit wußte, war: daß das ein Hexenkessel ist, in dem verschiedene Kräfte sich ihr Süppchen kochen; und daß die Sache, wenn kein Wunder geschieht, unweigerlich zu einem großen Chaos auswächst.

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Für mich erscheint in diesem Wirrwarr Rußland eigentlich als das kleinere Übel. Als das kleinere; aber eben auch: als Übel.

Doch was soll es, außer Übeln, auch anderes noch geben, da im Laufe der letzten Jahrzehnte die meisten Chancen verschlafen wurden. Daß dieser Schlaf irgendwann zu einem unsanften Erwachen führen wird – war vorauszusehen.

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(Unter "Erwachen" versteh ich natürlich nicht, daß man großflächig aufwachen und versuchen wird, sich besonnen um das zu kümmern, was Sache ist; zu solchem Optimismus seh ich keinerlei Anlaß. Ich meine das in dem Sinn, daß man durch die immer ungemütlicher werdende Weltlage am geruhsamen Weiterschlafen gestört wird und sich, von unerquicklichen und quälenden Alpträumen und Eindrücken geplagt, im Halbschlaf unruhig hin und her wälzt.

Und nach im Halbschlaf zu rezitierenden oder zu komsumierenden Sonntagspredigten über Geist und Welterrettung wird einem immer weniger zumute sein. Aber vielleicht versteht man dann wenigstens, mit einiger Verspätung, daß Geist nur in der lebendigen Geistesgegenwart lebt und daß man eben dies in all den verschlafenen Jahrzehnten, ob mit oder ohne Sonntagspredigten, eben, verschlafen hat.

Dies nur nebenbei.)

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So isses

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