Donnerstag, März 27, 2014

Über einen offenbar angestrebten deutschen Maidan

Beim Überfliegen deutscher sozialer Netzwerke fiel mir auf, daß da irgendwelche Aufrufe herumgeistern zum "Aufwachen" und zu Massendemonstrationen.

Aufwachen ist natürlich gut. Schlaf abschütteln, sich besinnen, überlegt gemeinsam mit anderen sich um gangbare Wege kümmern.

Was aber die Massendemonstrationen und Zusammenrottungen betrifft, so versteh ich nicht, was das, außer Randale, für einen Zweck haben könnte.

Zusammenrottungen sind nur ein Tribut an den Herdentrieb. Wie man vorher in der Herde des braven Bürgertums im Halbschlaf mitschlurfte, so schließt man sich nun, nach außen hin etwas energischer, der Herde des Antibürgertums an.

Aber Herde ist Herde, egal ob friedlich grasend oder in wilder Stampede dahinrasend.

Die Staatsmacht ist sowieso stärker (und selbst wenn sie – theoretisch sei es mal angenommen – nicht stärker sein sollte: hat man denn ein Konzept, um es besser zu machen?) und wird jede beliebige Randale nur als begrüßenswerten Vorwand nehmen, die Schraube noch fester anzudrehen; oder gar – als höchstes der Gefühle – die USA um brüderliche Hilfe bitten.

Zusammenrottungen sind aus den allerverschiedensten Gründen zum Scheitern verurteilt und machen alles nur noch schlimmer.

Der einzige Ausweg: daß möglichst viele Einzelne nach und nach zu sich kommen, versuchen, sich Übersicht zu verschaffen und, ganz ohne herdenhafte Zusammenrottungen, versuchen, in bewußtem Miteinander in übersichtlichen Zusammenhängen im Rahmen des noch Möglichen gangbare Wege zu schaffen.

Und die Bewegungsfreiheit ist so gering und wird immer geringer eben aus dem Grunde, weil man so lange geschlafen hat.

Iss nu mal so; ganz egal, wie schlecht es iss…

♦♦♦

So isses

Sonntag, März 23, 2014

Saakaschwili und seine Spuren in Georgien

1477457_741530792547554_430261973_n

(Das Foto habe ich mir von der Facebook-Seite der russischen Zeitung “Isvestija” geklaut; sie mögen es mir verzeihen. Geklaut aus einem kurzen Bericht zu dem weiter unten etwas ausführlicher behandelten Thema. – Besagten kurzen – russischsprachigen – Bericht findet man unter http://izvestia.ru/news/567967)

Die georgische Staatsanwaltschaft hat Saakaschwili eine Vorladung zum Verhör geschickt; unter anderem in Angelegenheiten des rätselhaften – inzwischen offenbar nicht mehr ganz so rätselhaften – Todes des damaligen Premierministers Surab Shwania im Jahre 2005.

Schon damals wirkte das recht merkwürdig (ich lebt zu der Zeit in Tbilissi und kann mich gut daran erinnern); doch damals durfte man selbige Merkwürdigkeit betreffende Fragen nur hinter vorgehaltener Hand stellen; doch nachdem das Spiel von Saakaschwili und seinen Gönnern durcheinandergebracht wurde, dürfen inzwischen sogar die georgischen Strafverfolgungsbehörden höchst offiziell solche Fragen stellen; dürfen sogar in früher unter Verschluß gehaltenen Materialien herumwühlen wieauch involvierte Leute zum Verhör bestellen. – Solches taten sie ja dann auch fleißig; nur der aufgrund der bisherigen Ergebnisse ganz besonders involviert wirkende Herr Saakaschwili erklärt, daß er nicht die Absicht hat, nach Georgien zurückzukehren und gastiert in sicherer Entfernung bei seinen westlichen Freunden.

Es geht, ganz real, um Mordverdacht; um den Verdacht direkter oder indirekter Teilnahme an einem Mord.

Sollte er sich unschuldig wissen, könnte er ja wenigstens, während er bei seinen westlichen Freunden Unterschlupf hat, aus sicherer Entfernung Stellung beziehen und auf verschiedene von der georgischen Staatsanwaltschaft gestellte Fragen antworten.

Tut er natürlich nicht.

Wenn er der Aufforderung, zum Verhör zu erscheinen, nicht Folge leistet wird man ihn international zur Fahndung ausschreiben.

Ob die Wessis da mitmachen ist natürlich eine berechtigte Frage; aber egal.

Meines Wissens wird dieser Fall in den westlichen Medien noch nicht erwähnt. Nicht einmal lügen tun sie, die Medien. Schweigen einfach.

Sollte es sich dann partout nicht mehr unter den Tisch fegen lassen, wird man sich sicher irgendwelche Lügengeschichten ausdenken.

Glauben tut man ihnen ja; was sollen sie nicht lügen….

***

So isses

Mittwoch, März 19, 2014

Der Euromaidan und Europa

Nur ganz leicht ausgearbeitete vorhin in kleinem Kreise gemachte Anmerkung.

Ausgangspunkt ist das Problem, daß zahllose Zeitgenossen das Weltgeschehen durch das Prisma der Einteilung in politische Machtblöcke beurteilen:

♦♦♦

Eben das Blockdenken trieb das eh schon komplizierte und vielschichtige Ukraine-Problem in ein kaum noch aufzudröselndes Wirrwarr hinein. Jeder Block, jeder Unterblock läßt die ihm nicht in den Kram passenden Feinheiten beiseite und deformiert, wo es sein muß, das Verbleibende; und so entstand ein Chaos und ein Marktgeschrei, in dem sich kein Schwein mehr zurechtfindet.

Berechtigte Unzufriedenheit führte zu jenem Euromaidan.

Doch blieb es nicht beim berechtigten Volkszorn; nicht zu übersehen war, daß der Volkszorn von unbekannten Regisseuren als Material benutzt wurde für Ziele, die mit dem Volke nicht unbedingt zu tun haben; plötzlich erschienen da irgendwelche im Westen verankerte Klitchkos und sonstige Führerpersönlichkeiten; und leicht war zu sehen, daß da irgendwas faul ist.

Doch wie dem auch sei: Euromaidan hieß diese Versammlung; und sie hieß so aus dem Grunde, weil man sich Rettung von der EU erhoffte und in ebenjene EU hinein wollte.

♦♦♦

In die EU wollte man, ohne eine Ahnung zu haben, was diese EU, was dieses Europa eigentlich ist.

Nun gut; daß Europa kulturell eine Leiche ist, scheint auch den meisten Europäern nicht bewußt; aber daß in diesem Milieu geistiger, intellektueller, moralischer Verrottung zunehmend – wie es anders nicht sein kann – auch die Wirtschaft verrottet und materielles Elend sich ausbreitet – ist inzwischen sogar für zahlreiche Europäer nicht mehr zu übersehen.

Doch wenn die Europäer, im Allgemeinen, nicht wissen, was mit ihrem Europa los ist – wie soll man das in der Ukraine kapieren; besonders, wenn da – mit Epizentrum Euromaidan – ein Hexenkessel entsteht mit seinen Führerpersönlichkeiten, der das Denken weitgehend ausschaltet und ideologischer Fanatisierung Tür und Tor öffnet.

Daß der Euromaidan nur das Vorspiel ist zu einem großen Chaos sah ich sofort und ließ dann allmählich ab von dem immer mühsamer werdenden Unterfangen, inmitten dieses Marktgeschreis, des Wirrwarrs aus – bewußt oder leichtfertig verbreiteten – Lügen nach dem zu suchen, was Sache ist. Das einzige, was ich mit Sicherheit wußte, war: daß das ein Hexenkessel ist, in dem verschiedene Kräfte sich ihr Süppchen kochen; und daß die Sache, wenn kein Wunder geschieht, unweigerlich zu einem großen Chaos auswächst.

♦♦♦

Für mich erscheint in diesem Wirrwarr Rußland eigentlich als das kleinere Übel. Als das kleinere; aber eben auch: als Übel.

Doch was soll es, außer Übeln, auch anderes noch geben, da im Laufe der letzten Jahrzehnte die meisten Chancen verschlafen wurden. Daß dieser Schlaf irgendwann zu einem unsanften Erwachen führen wird – war vorauszusehen.

♦♦♦

(Unter "Erwachen" versteh ich natürlich nicht, daß man großflächig aufwachen und versuchen wird, sich besonnen um das zu kümmern, was Sache ist; zu solchem Optimismus seh ich keinerlei Anlaß. Ich meine das in dem Sinn, daß man durch die immer ungemütlicher werdende Weltlage am geruhsamen Weiterschlafen gestört wird und sich, von unerquicklichen und quälenden Alpträumen und Eindrücken geplagt, im Halbschlaf unruhig hin und her wälzt.

Und nach im Halbschlaf zu rezitierenden oder zu komsumierenden Sonntagspredigten über Geist und Welterrettung wird einem immer weniger zumute sein. Aber vielleicht versteht man dann wenigstens, mit einiger Verspätung, daß Geist nur in der lebendigen Geistesgegenwart lebt und daß man eben dies in all den verschlafenen Jahrzehnten, ob mit oder ohne Sonntagspredigten, eben, verschlafen hat.

Dies nur nebenbei.)

♦♦♦

So isses

Dienstag, März 18, 2014

Über das hinterhältige Tun von Putin

Putin_mit_Marsmenschen

Putin, eskortiert von zwei Marsmenschen

Zweifellos könnte man bei sachlicher Betrachtung an Putins Denk- und Handlungsweise einiges an Unstimmigkeiten entdecken.

Aber bei dem alles übertönenden dümmlich-fanatischen Anti-Putin-Geschrei fällt es schwer, noch irgendwas sachlich ins Auge zu fassen, und reale Unstimmigkeiten bleiben unentdeckt.

Sicher sind es Provokateure im Dienste Putins, die sich bei den Wessis und in die Reihen der russischen "Demokraten" eingeschlichen haben, um durch ihr geheimes Tun dieses Geschrei zu initiieren und zu verstärken.

Denn natürlich hat Putin das eingefädelt, um sein reales Tun hinter diesem Geschrei zu verstecken.

Anders kann es nicht sein.

Putin

Sonntag, März 16, 2014

Aus dem poetischen Umfeld des Herrn Hoeneß

Tirckl-Wolff

(Als Beitrag zu einer noch zu entwickelnden systematischen Verwertung unverständlicher schriftlicher Äußerungen)

Das Satire-Magazin "Der Postillon" hatte in Zusammenhang mit einigen Problemen, denen in jener Bundesrepublik Deutschland ein gewisser Herr Hoeneß derzeit sich ausgesetzt sieht, einen satirischen Artikel veröffentlicht unter dem Titel: FC Bayern erweitert Allianz-Arena um Hochsicherheitszelle mit Blick aufs Spielfeld.

Im Weiteren veröffentlichte man dann – wie bei jenem 'Postillon' dankenswerterweise üblich – eine Sammlung besonders gelungener Zuschriften.

Darunter war ein auf der Facebook-Seite des Magazins hinterlassener Kommentar, den ein Mensch mit Vornamen Tom verfaßt hatte, und zwarnämlich:

Ihr witzigen Fische mit dem Hoeneß Artikel spaßten hoffentlich findet Mann euch ihr Muschis

Dieser Tom'sche Beitrag zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich, da sein poetisches Potential nun mal nicht zu übersehen war.

Ich tippte denn eine kurze Abhandlung und bat Herrn Ernst Tirckl-Wolff, mein alter ego, es unter seinem Namen auf Facebook zu veröffentlichen:

Find ich gut. Vom Rhythmus und der Lautkomposition her läßt es sich zu einem herrlich blödsinnigen Lautgedicht verarbeiten; nur das 'dem' (fünftes Wort von links) läßt sich nicht unterbringen; das muß man rausschmeißen.

Wenn er so weitermacht bringt er es noch zum Dichter.

***

Ihr witzigen Fische

mit Hoeneß Artikel

spaßten.

Hoffentlich findet Mann euch

ihr Muschis

***

Vom Rhythmus her fast perfekt; der Mann hat das Zeug zu einem bedeutenden Dichter. Nur mit Deutsch scheint er etwas Probleme zu haben; so daß sich natürlich die Frage stellt, in welcher Sprache man ihn von seiner Begabung in Kenntnis setzen soll.

***

(Als Antwort auf eine Zwischenfrage:)

Was passiert, wenn der Herr Mann uns findet? Schwierige Frage. Erst müßte man klären, ob bei dieser poetischen Auflösung das Verb 'finden' die gewohnte Begrifflichkeit beibehält, oder ob es sie durch eine andere ersetzt. Und wenn es sie durch eine andere ersetzt - durch welche? Etwas, das wir schon kennen, oder etwas, das wir erst mühsam erschließen müssen? Oder reduziert sich 'finden' durch des Dichters Einwirkung hier zu einer reinen, begriffslosen, Lautgestalt?

Ein Gewirr schwer zu beantwortender Fragen, in welches dieser Herr Hoeneß und sein poesiebegabter Anhänger uns da hineingeschubst haben

(Zum Abschluß meldete ich mich dann auch selbst noch zu Wort)

Ein sehr wichtiger Ansatz, den du hier verfolgest. Wenn man anfangen würde, systematisch unverständlich bleibende schriftliche Äußerungen unserer Zeitgenossen auf ihre poetische Verwertbarkeit zu untersuchen und auszuschlachten, so hätten besagte Zeitgenossen sich wenigstens nicht umsonst schreibend abgequält; und zudem könnte ein solches Beginnen zu einer beträchtlichen Erweiterung und Vertiefung der Weltliteratur führen.