Sonntag, August 11, 2013

Weiter Gustl Mollath

 

Ein Mensch verläßt die geschlossene Psychiatrie, in der Hand eine Topfpflanze, die er in den Jahren der Verbannung herangezüchtet hat.

Unter normalen Umständen könnte das Bild Mitleid erregen.

In diesem konkreten Fall aber wird es, umgekehrt, zu einem Symbol ungebändigter Kraft.

Es würde mich nicht wundern, wenn diese Bild sich noch über Jahrzehnte hin oder länger halten würde: als Verkörperung der Gewißheit, daß trotz Wütens menschlich-allzumenschlicher Niedrigkeiten nicht alles verloren ist.

***

So isses.

Mittwoch, August 07, 2013

Der Fall Mollath

Der seit 2006 unter höchst merkwürdigen Umständen in der Psychiatrie festgehaltene Gustl Mollath wurde gestern unerwartet auf Gerichtsbeschluß freigelassen.

Ein paar Leute freuen sich sehr über seine Freilassung, die das vor kurzem noch ganz anders sahen. Ob die durch solche Freudigkeit nun versuchen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen?

***

  • Vielleicht handelt es sich um einen hinter den Kulissen abgesprochenen taktischen Rückzug, der nötig wurde, weil man infolge der starken öffentlichen Resonanz die Unstimmigkeiten nicht mehr weiter vertuschen konnte? Um in aller Ruhe den Schaden zu begrenzen und die Kräfte neu zu gruppieren?
  • Vielleicht haben die für die Freilassung verantwortlichen Juristen ohne Absprache "eigenmächtig" im Sinne ihres Auftrags und ihres Rechtsbewußtseins gehandelt? In solchem Fall könnten selbige in absehbarer Zeit in verwandter Problemlage Leuten wie Inge Hannemann Gesellschaft leisten….

Sollte die Rechtsstaatlichkeit trotz aller Widerstände sich durchsetzen, so müßte verschiedenen Leuten, die direkt oder indirekt für die Zwangsunterbringung verantwortlich waren, nun sehr großer Ärger ins Haus stehen.

Für Herrn Mollath wäre es aber zweifellos am ungefährlichsten, die weitere Entwicklung von einem sicheren Ort außerhalb Deutschlands mitzuverfolgen.

Nur so ein allgemeiner Eindruck. Im Einzelnen hab ich das nicht mitverfolgt.

So isses

Donnerstag, August 01, 2013

Von aufgesetzter Echtheit

“Je kantiger du wirst, desto echter wirst du auch wirken. […] Zu einem wiedererkennbaren markanten Profil gehört definitiv mehr. […]"

(Aus einem "Coaching-Impuls des Tages", den ein "mastermind-coacher" bei Facebook veröffentlichte)

Nicht, daß ich dem Zitierten irgendwelchen Wert beimessen würde; ich nehm es bloß als Anlaß, ein paar leicht einsehbare, wennauch meist übersehene Zusammenhänge zur Formulierung zu bringen:

Nämlich:

Wer wirklich "echt" ist, der schert sich nicht darum, ob er echt wirkt. Gleich im ersten Satz schon eine als Echtheit maskierte Unechtheit.

Weiter:

Ein "wiedererkennbares und markantes Profil" kann sich eventuell aus "echter" aufrechter Haltung heraus ergeben.

Wem es aber um die Schaffung eines "wiedererkennbaren markanten Profils" zu tun ist – der schafft keine Echtheit, sondern Maskerade. Und desgleichen tut ein Coacher, der hier den Hebel ansetzt.

***

Wenn man genau hinguckt sieht man sofort: das ganze Verfahren setzt beim Gegenteil dessen an, was man anzustreben sich einbildet; und zielt konsequent hin auf eine Verstärkung eben dieses Gegenteils.

Während man von Echtheit redet, strebt man Maskerade an.

***

Man muß die Tätigkeit des Betreffenden ja nicht in Bausch und Bogen ablehnen. Vielleicht hat er auch Sinnvolles zu bieten und ist nur bei seinen Formulierungen in der zeitüblichen Augenwischerei-Sichtweise steckengeblieben. Kann ja sein.

Immerhin ist unsere ganze heutige Denk- und Ausdrucksweise – wenn man genauer hinguckt – nicht auf Sein, sondern auf Schein hin ausgerichtet; und die Formulierungen passen sich fast automatisch dem an.

Allerdings würde man von einem Coacher etwas mehr Aufmerksamkeit für solche schwerwiegende Feinheiten erwarten.

Aber vielleicht nehm ich die Coacher, indem ich solches von ihnen erwarte, bloß zu ernst?

Könnte sein. Wär möglich

Technorati Теги: ,,