Montag, März 11, 2013

Von strandenden und gestrandeten Schiffen

 

Beim Sichten meiner Notizen stieß ich auf einen der Ausarbeitung harrenden Text aus Zeiten sich konzentrierender Guttenbergiaden und Wulffiaden, den ich nun, da er mir interessant scheint, unbearbeitet hier veröffentlichen möchte, aufdaß er nicht verlorengehe. Vielleicht arbeite ich das noch aus; oder auch nicht (wozu sollte ich eigentlich)?

Also:

Die schon länger zurückliegende Sache mit diesem unglückseligen Kapitän Francesco Schettino von der unglückseligen auf einem Felsen gestrandeten "Costa Concordia" ist in gewisser Hinsicht eine interessante Ergänzung zu Wulffiade und Guttenbergiade, wieauch zu der Situation verschiedener weiterer als Steuerleute auftretender Persönlichkeiten auf den strandenden und gestrandeten Schiffen unsere Weltgeschehens.

In Sachen Repräsentation nämlich.

So ein Riesenschiff ist ja ein technisch und logistisch perfekt durchorganisiertes Ganzes; so perfekt, daß manches von selbst zu laufen scheint und teilweise wie ein gut programmiertes Computerprogramm tatsächlich teilweise von selbst läuft.

Laut Medienberichten war jener Francesco Schettino, bevor er Kapitän wurde, auf ebenjenem Schiff jahrelang als Sicherheitsoffizier tätig. Doch was soll es auf einem solch perfekt eingerichteten Organismus schon für Sicherheitsprobleme geben; nich? Es reicht, durch seine Präsenz in seiner Sicherheitsoffiziersuniform die Sicherheit des Schiffes zu repräsentieren und sein Gehalt zu kassieren; alles andere läuft von selbst.

Und später stolzierte er dann in seiner Kapitänsuniform herum und repräsentierte dieses ohne ihn funktionierende Schiff als Ganzes.

Und so gut funktionierte dieses von anderen organisierte Ganze, daß er völlig vergaß: daß er reale Befehlsgewalt hat und reale Verantwortung trägt. Man hat den Eindruck, daß er sich rein als Repräsentant fühlte: wie ein Politiker halt, der herumreist und seine Reden hält und die andern machen läßt; und kann ihn verstehen: daß er das so erlebte.

Und wie er denn so eines Tages das Steuer selbst in die Hand nahm und aus irgendwelchen Gründen vom vorgeschriebenen Kurs abwich – und was soll er nicht vom Kurs abweichen; er, der aufgrund jahrelanger Erfahrung von der Gewißheit durchdrungen ist: daß sowieso nix passieren kann – setzte er sein Schiff prompt auf einen Felsen; und weil nun plötzlich alles so furchtbar kompliziert wurde und er sich nicht mehr zurechtfand – beschloß er, den Ort des Geschehens zu verlassen.

Einer, dem jahrelange Erfahrung die Gewißheit eingepflanzt hatte: daß er bloß repräsentiert und daß die andern det schon machen, und der eben in diesem repräsentierenden Untätigsein seine Arbeit sieht; und der dann in einem kritischen Moment plötzlich merkt: daß er Verantwortung trägt und handeln muß.

Und keine Ahnung hat, wie das geht und was er nun tun soll.

So isses

1 Kommentar:

Wilhelm von Dorten hat gesagt…

In diesem Kapitän Schettino tritt das Urbild des heutigen rein repräsentierenden "Verantwortungsträgers" recht griffig in die Erscheinung; inklusive das redliche Bemühen, nach Eintreten der Katastrophe selbige, solang es geht, anderen und auch sich selbst gegenüber zu vertuschen.

Solche dilettierende Repräsentierende, inklusive dilettierende ihr Repräsentieren für bare Münze nehmende Öffentlichkeit, vergessen vor lauter repräsentierendem Schein, daß es auch noch ein reales Sein gibt.

Wenn man die Costa Concordia-Katastrophe "symptomatologisch" nimmt ist das ein sehr interessantes Lehrstück.