Donnerstag, Oktober 11, 2012

Verstreutes zu den Pussyriots

kulturelle_Katastrophen

Inzwischen wurde eine der Pussyriots auf Bewährung freigelassen. Vor einiger Zeit, schon nach dem Urteil, anläßlich irgendeiner Anhörung, entließ die Betreffende ihre Rechtsanwälte und holte sich neue. Auf mich erweckte das den Eindruck eines Kuhhandels mit dem Gericht; bin aber nicht sicher, da ich die Sache in den Einzelheiten nicht mehr verfolge. Daß sie nun auf Bewährung frei kam bekräftigt diesen Eindruck; aber det kann alles auch ganz anders sein.

Ist auch mehr oder weniger egal; es gibt Wichtigeres und Schlimmeres auf der Welt, und über alles kann man sich nicht schlau machen.

Im Weiteren ein paar verstreute Anmerkungen:

♦ Meiner Ansicht nach gehören alle dreie nicht ins Gefängnis

♦ Der Pussyriotismus ist die Resultante eines komplizierten Zusammenwirkens russischer und internationaler Verrücktheiten, und die dreie sind bloß unschuldige Opfer dieses Zusammenwirkens

♦ Das gedankenlose westliche „Free Pussy Riot“ – Geschrei hat, meinem Eindruck nach, deren Lage nur verschlimmert.

♦ Die dreie gehören nicht nur nicht ins Gefängnis, sondern verdienen auch nicht den Sacharov-Preis. Der Sacharov-Preis war, wenn ich recht verstehe, gedacht als Anerkennung für besonnenes, mutvolles Handeln unter besonders schwierigen Bedingungen. Bei den dreien liegt solches nicht vor; sie sind, wie angedeutet, meiner Meinung nach bloß unschuldige Opfer des Zusammenwirkens russischer und internationaler Wahnsinnserscheinungen wieauch ihres eigenen gedankenlosen Leichtsinns.

♦ Selbst wenn man nicht allzu aufmerksam die russischen Medien verfolgt, weiß man, daß es in Rußland weitaus tragischere und unschuldigere Opfer der Justizwillkür gibt. Bloß interessiert man sich im Westen nicht dafür, weil det sich nicht so gut vermarkten läßt als jene Pussyriots.

♦ Meinem Eindruck läuft Rußland, unter anderem, Gefahr, zu einem totalitären „Gottesstaat“ zu werden. Genauso wie andere Staaten, jeder auf seine Weise, an den Schwellen zu anderen Katastrophen stehen.

♦ Ich habe etwas Probleme zu unterscheiden, was in Rußland zur Zeit gefährlicher ist: die Regierung, die Kirche oder die Opposition. Das schaukelt sich alles gegenseitig hoch, bis es wieder, mit klein wenig anderen Vorzeichen, „sowjetisch“ wird.

♦ Womit ich aber keineswegs den unverbesserlichen „Kalten Kriegern“ das Wort reden will. Die „Kalten Krieger“ sollen den Mund halten und vor ihrer eigenen Haustür fegen; da gibt es Dreck genug. Es gibt reale Probleme; wenn man die sieht und sich besonnen damit auseinandersetzt, und auch versteht, daß das nicht „Rußland“ ist, sondern – gleich dem, was immer stärker im Westen am Wuchern ist – eine Krankheit, kann man mitreden; wenn man bloß kaltkriegerisch auf die „bösen Russen“ zeigt, soll man besser den Mund halten.

♦ Und nicht nur Rußland steht an der Schwelle zum „Sowjetischen“, zum Totalitären. Inzwischen scheinen sogar viele Europäer zu merken, was bei ihnen vor der Tür steht.

♦ Die Zukunft wird weltweit möglicherweise etwas unbequem sein

Eben.

Nachbemerkung 31. August 2015

Inzwischen kam es zu der ukrainischen Katastrophe und zu noch so manchem anderem, bei dem die westlichen Politiker und die offiziellen westlichen Massenmedien wieauch der westliche Pöbel die Gelegenheit fanden, sich von ihrer besten Seite zu zeigen.

Vor diesem Hintergrund muß ich die russischen Probleme und deren Entwicklung, die ich damals beobachtete und die ich auch weiterhin beobachte, relativieren: Nämlich schrumpfen die russischen Probleme im Vergleich zu dem, was sich im Westen tut und im Westen sich anbahnt, zu einer kaum noch der Beachtung werten Größe.

Obwohl man sie, die russischen Probleme, natürlich beachten muß, damit sie nicht ins Kraut schießen; aber im Gegensatz zum Westen mit seinen explosionsartig sich vermehrenden Unruhen und der überhand nehmenden Verwirrung und der immer offensichtlicher werdenden „Herrschaft der Schlechtesten“ dürfte Rußland immerhin noch eine Chance haben, größere Katastrophen zu vermeiden.

Nur so zum Sagen…

Kakerlake

 

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