Dienstag, Mai 15, 2012

Dummheit als Erscheinungsform konsequent ausgelebter Klugheit

Wer denkend dem Auftauchen von Fragen und Problemen nachforschet kommt, so er darüber nicht einschläft, zu der Entdeckung, daß Fragen und Probleme nur von des Denkens Gnaden leben und ohne selbiges gar nicht vorhanden wären.

Vermutlich liegt hier der Grund, warum so viele Zeitgenossen es vorziehen, sich des Denkens weitmöglichst zu enthalten: weil sie nämlich, klüger als wir, dieses fatale Gesetz schon früher entdeckten und für sich die Konsequenzen zogen.

Was man gemeinhin Dummheit nennt wäre somit bloß eine Erscheinungsform im rechten Sinne sich selbst verstehender Klugheit.

Именно.

Sonntag, Mai 13, 2012

Von einem König, einem Weisen und einer Königin


Ein Weiser kam zu einem König und sagte irgendetwas sehr Gescheites.
Der König verstand kein Wort, nickte verstehend und schickte den Weisen reich beschenkt wieder nach Hause.
„Vielleicht bin ich wirklich zu sehr unterentwickelt,“ sagte der König zu seiner Frau, als sie alleine waren.
„Du bist nur vergeßlich,“ antwortete die Königin. „Wenn du nicht vergeßlich wärest, würdest du dich erinnern, daß du ihn vor zwei Monaten selbst zum Weisen ernannt hast. Damals konnte er nicht bis drei zählen, und heute auch nicht; nur daß er, seit du ihn zum Weisen ernannt hast, sich etwas komplizierter ausdrückt.“
„Ach so ja, stimmt,“ antwortete der König.


So isses

Montag, Mai 07, 2012

Vom Bekehren

Zum Selberdenken, zum Hinterfragen von Festgefahrenheiten und Vorurteilen kann man durch gezieltes Fragen anregen; oder auch, indem man – etwa in literarischer Form – die Vorurteile und Festgefahrenheiten locker und ungezwungen in ihre verschiedenen absurden und komikbehafteten Verästelungen weiterverfolgt.

Keineswegs aber kann man zum Selberdenken anregen, indem man plakativ neue Inhalte vorsetzt. Wo wirklich selber gedacht wird werden die Inhalte vom Denkenden selber geschaffen; das muß man schon ihm überlassen.

Wo solches nicht beachtet wird stolpert man, gemeinsam mit den „zu bekehrenden“, nur von einer Festgefahrenheit in die andere.

Wer agitierend bekehren will, ist selbst befangen.

Nachbemerkung 1:

Womit natürlich nix gegen das Vorstellen von Inhalten gesagt sei; ist nur die Frage, wie man das bewerkstelligt. Womit man lebt, was man selbständig von allen Seiten durchdenkt und durcharbeitet, stellt man – fast automatisch – auch so dar, daß es für andere zur Anregung und nicht zur Mausefalle wird.

 

Nachbemerkung 2:

Und auch die plakative Form hat für verschiedene Bereiche unseres Daseins ihre Berechtigung. Wenn in der Gebrauchsanleitung eines Geräts geschrieben steht, daß ich zum Hervorrufen einer gewünschten Funktion erst die taste A und dann die Taste B drücken muß, und daß ich auf keinen Fall zuerst die Taste B drücken darf, weil sonst alles durcheinander kommt, so werde ich sklavisch bestrebt sein, alles genau so zu tun, wie es da steht; ohne die geringste Ahnung zu haben, was zwischen dem richtigen oder falschen Drücken der Tasten und dem Erscheinen der gewünschten Funktion oder des angedrohten Durcheinander in dem Gerät für Prozesse ablaufen. Besonders in unserer elektronikgeprägten Zeit, wo man gar nicht die Möglichkeit hat, sich über jede technische Einzelheit schlau zu machen, geht das gar nicht anders; auch wenn es von manchen – wie zum Beispiel von mir – als lästig empfunden wird.

Nur bei Lebensfragen (darunter: sozialen Fragen), die nach realem unmittelbarem lebendigem Verstehen drängen, ist das nun mal nicht angebracht und funktioniert auch nicht; selbst wenn es zunächst manchmal so aussehen mag, als funktioniere es.

So isses.

Mittwoch, Mai 02, 2012

Von den Esoterik-Supermärkten

 

Zwiebelguru

Manche laufen durch dieses ganze Esoterik-Angebot wie durch einen Supermarkt; und wenn sie sich dann für eine ihnen zusagende Ideologie entschieden haben, können sie sich in der wohligen Gewißheit wiegen: daß sie fortan jeden beliebigen Blödsinn von sich geben dürfen, der – da sie ja nun zu den Auserwählten gehören – keinesfalls Blödsinn ist, sondern allerhöchste Weisheit.

Dürfen sie ja.

Ich aber sage euch: ehe man sich ans Esoterische macht, sollte man sich erst mal um elementare Redlichkeit, elementares Unterscheidungsvermögen und elementares Verständnis für Menschenwürde kümmern; das Weitere ergibt sich dann; und zwar ganz unspektakulär und ohne jeden Hokuspokus.

Wo ich aber merke, daß ihr euch nicht mal in diesen elementaren Gebieten orientiert – kann eure ganze Esoterik mir gestohlen bleiben.

***

[und daß ich mit meinen spinnigen Ansichten den esoterikkonsumierenden und esoterikvertreibenden Herrschaften genauso gestohlen bleiben kann ist klar. In der Hinsicht versteht man sich]

[Erste Nachbemerkung:

ich meine ausdrücklich „Esoterik“ als Konsumgut. Das „Übersinnliche“ beiseite zu schieben kann mir nicht in den Sinn kommen; allein schon die Tatsache, daß ich elementares Bewußtsein habe und daß ich unterscheide zwischen „Sinnlichem“ und „Übersinnlichem“ ist übersinnlich; und bei entsprechender Redlichkeit und Unterscheidungsvermögen kommt man da fast automatisch in die verschiedensten erweiterten Bereiche hinein. Doch ist das überhaupt nicht spektakulär, nicht konsumierbar und als Machtmittel für herrschsüchtige Gurus und Päpste nicht zu gebrauchen]

[Zweite Nachbemerkung:

Das Bestreben, zwischen den verschiedenen esoterischen und religiösen Richtungen und Systemen zu vermitteln kann hilfreich sein für den Aufbau der Pose als militant toleranter und fortschrittlicher Zeitgenosse; rein von der Sache her ist es Unsinn. Esoterik lebt aus der selbständigen individuellen Entwicklung; als totes System, das man „schwarz auf weiß nach Hause tragen kann“ ist „sie“ ein Unding.

Ein „guter Mensch in seinem dunklen Drange“ (um es knapp in einer Goetheschen Formulierung auszudrücken) kann sich diese Dogmensysteme nach Lust und Laune anschauen, kann sich von diesem und jenem – und selbst von dem größten Blödsinn – für seinen weiteren Weg auf seine Weise inspirieren lassen; und die Systeme als Ganze läßt er links liegen. – Ein System aber, dem man sich unterwirft, wird in erster Linie zu einem seelischen Gefängnis, das jede Entwicklung abwürgt. Und wozu es – außer Ehrgeizbefriedigung – gut sein könnte, zwischen den verschiedenen Arten seelischer Gefängnisse zu vermitteln – mag mir nicht einleuchten.

Doch bin ich geistig sehr zurückgeblieben und beschränkt; aus welchem Grunde mir natürlich sehr vieles verschlossen bleibt]

So isses.

Eben.

Zwiebelguru