Mittwoch, Januar 25, 2012

Von Literaten, Netzliteraten, Bloggern und Wunderbloggern.

Wie zu allen Zeiten, so gibt es auch heute Volks, das was zu sagen hat und in der Lage ist, solches in angemessener Weise sprachlich zum Ausdruck zu bringen. Das Zumausdruckbringen geschieht mündlich oder schriftlich.

Für einen engeren Kreis bestimmtes Schriftliches wird seit langem schon in Form von Briefen verschickt. Früher in Papierform, später elektronisch; in ganz frühen Zeiten auf abenteuerlichen Wegen durch Postkutschen und Segelschiffe befördert, später im Rahmen eines ausgeklügelten Verteilersystems per Bahn und Flugzeug.

Und heute, eben, hauptsächlich elektronisch. Auf den Inhalt hat das keinen direkten Einfluß; höchstens indirekt, alsnämlich auf einen Brief, dem es beschieden war, wochen- oder monatelang zu seinem Empfänger unterwegs zu sein, mehr Sorgalt aufgewandt wurde, als heute auf eine leicht zu schreibende E-Mail, die man zwischen Tür und Angel schnell mal jemandem schickt und die in Sekundenschnelle den möglicherweise sowieso nicht sehr aufmerksam lesenden Empfänger erreicht.

***

Für weitere Kreise bestimmtes Schriftliches wird seit Gutenberg auf Papier ausgedruckt und in größerem bis großem Umfang verteilt. Seit ca. 20 Jahren gibt es dazu auch noch das Internet, das, besonders in den letzten Jahren, die verschiedensten Verteilersysteme aus sich heraussprossen ließ. Zunächst gab es die Möglichkeit, eine eigene Netzpräsenz aufzumachen; hinzu kamen die Foren; dann – als technisch vereinfachte Netzpräsenzen – die Blogs; und schließlich die sozialen Netzwerke wie Facebook.

Auf den Inhalt des an die Öffentlichkeit gebrachten Schriftlichen hat das aber – genau wie bei den Briefen – keinen direkten Einfluß; nur einen indirekten: insofern nämlich, als die Leichtigkeit des Veröffentlichens zu Schlampigkeit führt, mitunter bzw. häufig sogar zu extremer Schlampigkeit; und manches Wirrwarr landet an der Öffentlichkeit, mit dem man in früheren Tagen nicht mal sein persönliches Tagebuch behelligt hätte.

Eine wirre Vielfalt an Veröffentlichungsmöglichkeiten gibt es heute, wo man sich ungehemmt austoben kann; und bei dieser Vielfalt übersieht man leicht mal, daß das Grundkriterium über all die Jahre das gleiche geblieben ist; und zwarnämlich:

Ob einer wat zu sagen hat und ob er in der Lage ist, das zu Sagende in angemessener Form sprachlich zum Ausdruck zu bringen.

Ganz egal, welcher Veröffentlichungsmittel er sich dabei bedient.

Die Katalogisierung der Veröffentlichungsmittel lenkt von dem ab, was Sache ist. Besonders für unsere autoritätshörigen europäischen Zeitgenossen besteht die unerschütterliche Grundlage in den etablierten Verlagen und Zeitschriften; und alles andere sind hobbymässige Blogger, Netzliteraten und so weiter.

Wer sich die Sache näher anschaut, der findet: daß man in den etablierten Verlagen gelegentlich, neben den "Klassikern", auch lesbares Heutiges finden kann sowie in den etablierten Medien gelegentlich auch seriösen Journalismus.

Wer wirklich lesbares sucht, muß seinen Horizont erweitern und absehen von diesem unsinnigen Katalogisieren.

Iss doch völlig egal, ob jemand seine Gedanken auf einer Netzpräsenz äußert, in einem Blog oder ob sie in einem mehr oder etablierten Verlag erscheinen.

Als einziges Kriterium habe zu gelten:

Daß es was taugt.

So isses.

 

Dienstag, Januar 17, 2012

Zur Entstehung der Ismen

Manche den Geist in spanische Stiefel einschnürende "Ismen" haben ihren Ursprung in freier Ausformulierung frei geschöpfter Gedanken.

Doch was für den einen lockere Anregung zum freien Mitdenken und Weiterdenken ist, wird für andere zum Material, aus dem sie ihr seelisches Gefängnis zimmern.

Und sogar in den erstarrten Formulierungshüllen von einem selbst frei geschöpfter Gedanken kann man sich nachträglich verheddern.

***

Ansonsten:

Alles fließt

bzw.

Der Geist weht, wo er will

So isses

Sonntag, Januar 15, 2012

Notizen zu einem dynamischen Heimatbegriff

Ein paar verstreute Gedanken als Weiterführung einer älteren Notiz, darin ich den von irgendwem erhobenen Vorwurf, "ich hätte keine Heimat", schreibend verdaue.

***

Heimat, so wie ich es erlebe oder eigentlich mehr ahne, ist nichts statisches, also kein konsumierendes Sichbeziehen auf ein Fleckchen Erde, auf familiäre Gegebenheiten, oder auf eine fertige politische oder esoterische Ideologie, die einem Halt gibt oder Halt zu geben scheint. Ich selbst find eine solche „Heimat“ nur bedrückend und keineswegs „heimisch“, „heimelig“ und konnte mich, trotz gelegentlichen redlichen Bemühens, nie richtig mit derartigem „Gegebenem“ verbinden. Heimat, wie ich sie ahne, wäre eigentlich eher ein Prozeß, Entwicklungsprozeß, in dem man, gemeinsam mit anderen, voll präsent ist; und wo solches gemeinsame bewußte Weiterschreiten gelingt, da taucht mitunter so eine Art „Heimatgefühl“ auf. In voller Intensität habe ich solches bislang kaum erlebt; aber Anklänge hat es immer wieder mal gegeben.

***

Mit dem vielbeschworenen "Multikulti" hat das nichts zu tun. Nicht um ein wirres Durcheinander aus fertigen, abgeschlossenen "Kulturen" oder, genauer: Traditionen geht es; nicht um beziehungsloses, wennauch noch so "tolerantes" Nebeneinander traditioneller Verhärtungen, sondern um ein gemeinsames Durchstoßen dieser verhärteten Schalen zu einem gemeinsamen menschlichen Kern.

***

Die durch unterschiedliche Anlässe ausgelöste massenweise Migration bietet für alle Beteiligten einiges an Chancen, die anerzogenen Verhärtungen zu durchstoßen; und diese Chancen müssen nur erkannt werden.

(Gemeint ist natürlich nicht der Massentourismus, der in die Schneckengehäuse ihres anerzogenen Wissens "wie man zu leben hat" eingezwängte Touristen durch fremde Länder schleust wie durch zoologische Gärten; das ist einfach nur unrettbar komisch)

***

Es gibt Menschen, die drängt es nach freiem selbständigem Durchfinden zu selbsterkannten Werten, zum Entwickeln eigener „Kultur“; und noch viel mehr gibt es solche, welche ohne die Führung traditionell überlieferter Richtlinien hilflos sind und sich gar nicht vorstellen können oder wollen, daß auch noch anderes möglich ist. Letztere sind nicht gemeint.

***

Sollte ich es mal als sinnvoll erachten, so folgt irgendwann Ausarbeitung dieser paar Gedankenfetzen zu einem zusammenhängenden Ganzen

Erst mal:

So isses.

Freitag, Januar 13, 2012

Irreale und reale Funktionen

 

Die Wulffiade, dieses groß angelegte absurde Theater, welches man bezüglich jenes Herrn Wulff aufführt, hat zu tun mit einem künstlichen, unsinnigen Amt, welches selbiger zur Zeit bekleidet. Dass dies ein künstliches und unsinniges Amt ist ist übrigens nicht die Schuld des Herrn Wulff, wieauch nicht die Schuld derjenigen, die ihn darum beneiden.

Eine der „Aufgaben“ und wohl auch die „wichtigste“, denen sich ein Träger dieses Amtes zu widmen hat, besteht darin, etwas auf dem ersten Blick klar definiertes und bei näherem Hinsehen völlig diffuses und unbestimmtes zu „repräsentieren“.

Von sich aus schon, bei näherem Hinsehen, absurdes Theater, welches nun durch diese Mobbingkampagne nur auf die Spitze getrieben wird.

Nun haben die Umstände sich aber so entwickelt, dass dieser Herr Wulff in gewisser Hinsicht tatsächlich zum sichtbaren Repräsentanten einer weit verbreiteten ganz realen Menschengruppe wurde: Der Mobbingopfer nämlich.

Das wäre doch eine reale Aufgabe, sich ganz real hier einzusetzen!

Irgendwie hält er sich ja noch recht anständig. Vielleicht hat er sogar Charakter und wurde durch seine nicht ganz saubere Umgebung nur etwas verformt.

Soll er sich aufrichten; Sinnvolles zu tun gibt’s genug!

So isses

 

Sonntag, Januar 08, 2012

Wulffiade

Die unter Nutzung nichtiger Anknüpfungspunkte künstlich angefachte Wulff-Massenhysterie gibt Rätsel auf. Natürlich, Wulff ist eine Null; aber unter den heutigen Politikern sind die Nullen so oder so in der Überzahl; und sicher sind darunter nicht wenige, die wirklich Dreck am Stecken haben und bei denen man sich nicht so anstrengen müsste, irgendwelche Nichtigkeiten zu Vergehen aufzubauschen.

Bei dieser Künstlichkeit stellt sich die Frage: War er am Ende vielleicht nicht genügend Null, war zu wenig formbar, und dadurch irgendwem im Wege?

Keine Ahnung.

***

Um das, was man ihm vordergründig vorwirft und was man als Initialzündung für diese Massenhysterie benutzt hat, geht es gar nicht, kann es gar nicht gehen. Es geht um die Frage: was bezweckt man damit?

Möglicherweise bloß eine reine Machtprobe; oder auch eine mehr zufällig ausgelöste Hysterie, die man nun, aus Spaß an der Freud oder weil man schon mal dabei ist, weiter anheizt; was weiß ich....

Vielleicht wollte jemand an einem unwichtigen Versuchsobjekt einfach mal ausprobieren, zu was die Medien bei geschicktem Vorgehen in der Lage sind; könnte auch sein.... Die vorsintflutliche Goebbels-Zeitalter haben wir längst hinter uns gelassen; wir leben nun im Fortschritt mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten; und sicher macht es Spaß, am lebendigen Sozium auszuprobieren, was sich alles machen läßt.

***

Ein Mensch mit Charakterstärke und Durchblick würde von Vornherein auf Rechtfertigungsversuche wegen irgendwelchen zu Vergehen aufgebauschten Unsinns absehen und würde stattdessen das Volks bitten, Klartext zu reden und genau zu darzulegen: was ihnen nicht passt und warum man ihn fertig machen will. - Woraufhin dann - nicht sehr wahrscheinlich - man zu einer Erörterung dessen übergehen würde, was den Leuten de facto nicht passt und warum man ihn weg haben will. Oder aber das Wirrwarr, gewürzt durch Komismen a la Schausten, würde weitergehen.

Nach solchem nicht genutzten Angebot, Klartext zu sprechen, könnte er dann verkünden: Daß er sich überfordert sieht, bei einem Volk, das sich solcherart durch die Medien in Hysterien hineintreiben läßt, ein Präsidentenamt zu bekleiden, und daß er es somit vorzieht, zurückzutreten.

Ein solches Szenario wäre doch - zumindest bei einem Menschen mit Durchblick und Charakter - denkbar; oder?

Aber Menschen mit Durchblick und Charakter verirren sich heutzutage sowieso nicht in solche funktionslose Funktionen...

***

Übrigens wäre dies die einzige mir sinnvoll scheinende, wennauch unwahrscheinlichste Fortsetzung. Ein Rücktritt aufgrund der an den Haaren herbeigezogenen Anschuldigungen wäre Unsinn, und im Amt bleiben ist genau so Unsinn; und beides zudem: erniedrigend.

So isses

Donnerstag, Januar 05, 2012

Sozialmechanik

По делам буклета 003 - копия

Dialogskizze aus einem herumliegend der Ausarbeitung harrenden längeren Erzählungsentwurf.

Für literarische Verwendung muss det natürlich neu geschrieben werden; als Blogeintrag dank geraffter gedanklicher Zusammenfassung aber wohl geeignet; aus welchem Grunde, wieauch damit es nicht verlorengehe, es hier denn veröffentlicht sei.

“[…] Das durchmechanisierte Sozialgefüge nimmt mit seinen maschinenhaften Greifern und Bändern die einen in sich auf, andere stößt es zurück oder scheidet sie als unbrauchbar aus. Aufgenommen und automatisch eingebaut werden vornehmlich die Schwächsten, die am wenigsten durch eigene Gedanken, eigenes Wollen, eigene moralische Sicht die Mechanik in ihrem glatten Funktionieren stören. Nach und nach baut diese seelenlose Mechanik vollautomatisiert eine Minderheit geistig und moralisch minderwertigen Gesindels in sich ein; und diese Minderheit wird sie über den Rest der Menschheit, als ein riesiges Sklavenheer, herrschen lassen; ohne daß die Herrschenden merken, daß nicht sie die Macht haben, sondern der Mechanismus. Die Herrschenden werden ihren Vergnügungen nachgehen; und sollte sich bei wem das Gewissen regen und Ekel breitmachen, so wird er vollautomatisch ausgeschieden und durch jemand geeigneteres ersetzt.“

„Diese Tendenz ist nicht zu übersehen…“, antwortete Krüggelmeier.

„Inzwischen ist sie für einige schon sichtbar. Aber das zeichnet sich schon seit langem ab. Sogar du siehst sie. Aber du siehst sie noch nicht deutlich genug.“

„Warum meinst du, ich sehe sie noch nicht deutlich genug?“

„Daß du es nicht deutlich genug siehst merke ich unter anderem daran, daß du die Lage durch agitatorisch verbreitete Programme retten möchtest.“

„Was soll daran schlecht sein?“

„Es ist nicht schlecht, aber es nützt nichts. Um die Lage im Großen zu retten braucht es wache Zeitgenossen, die in der Lage sind, in freiem Zusammenwirken lebendige soziale Strukturen zu schaffend. Die sind nicht da, oder zumindest zu wenig zahlreich. Programme schaffen nur neue Mechanismen, die sowieso gegen die bestehenden nicht ankommen können und selbst dann, wenn sie sich an deren Stelle setzen könnten, nur den alten Unfug in anderer Form weiterführen würden. Die Menschen haben zu lange geschlafen; erst jetzt beginnen einige, sich die Augen zu reiben. Man merkt kurz auf, gründet schnell eine Partei oder einen Verein oder eine Sekte mit trefflichem pragmatischem Programm, auf dem man dann getrost weiterschlafen kann.“

„Und wie willst du die Leute wach kriegen?“

„Indem ich als erstes mich selbst wach rüttle. In mir selbst aufräume. Liebgewordene Gewohnheiten und Sichtweisen auf ihre Stichhaltigkeit überprüfe. Meine eigene Blödheit aufspüre. In mir selbst zerschlage, was mich hemmt und mich der Welt entfremdet. Wie kann ich für eine bessere Welt kämpfen, wenn ich im Grunde meiner Seele der alte Spießer bleibe? Wenn die Menschen nicht ihre eigene Spießerwelt in sich zerschlagen und in die Lage kommen, organisch sich entwickelnde Gemeinschaften zu bilden, wird man auch mit den besten Programmen nur durchmechanisierte Spießergemeinschaften schaffen mit unerträglichen Lebensbedingungen, die in unregelmäßigen Abständen in immer grandioser werdenden Untergangsszenarien zusammenbrechen werden.“

„Du meinst also, alle sollen nur herumhocken und in sich hineinbrüten?“

„Wieso herumhocken und in sich hineinbrüten? In sich aufräumen, den Mist ausfegen. Und sich mit eigenen Gedanken, eigener Einsicht in die Welt stellen und nicht mit den unhinterfragten Ergüssen des Spießertums und eigener Bequemlichkeit.“

[…]

По делам буклета 003 - копия

So isses.