Dienstag, Februar 22, 2011

Über das online-Leben

Aus einem vorhin abgeschickten Brief an eine Bekannte, die sich über meine dem realen Leben entfleuchende Nutzung des Internet lustig machte. Da det vielleicht allgemein interessant ist und damit der Blog nicht darbe sei es hier veröffentlicht.

  • Das Online-Leben kann, bei rechtem Zugriff, zu einem ganz realen Bereich des ganz realen Lebens werden. Bei näherer Betrachtung ist das bloß eine Metamorphose uralter Gepflogenheiten. Bereits jener Apostel Paulus, zum Beispiel, schrieb vor 2000 Jahren Briefe an Leute, mit denen er zu dem Moment, da er sie schrieb, nicht zusammen war. Und nicht von ungefähr wurden im Laufe der letzten Jahrhunderte Unmengen an Geisteskraft aufgewendet zur Organisation eines funktionierenden Postsystems und, später, verschiedener sonstiger Kommunikationsmittel. Ohne die Möglichkeit, mit Menschen zu kommunizieren, mit denen man im „realen“ Leben räumlich nicht beisammen ist, hätten sich Millionen und Abermillionen menschlicher Schicksale ganz anders entwickelt, als sie es faktisch taten. Und auch das erweiterte Verbreiten von geschriebenem – etwa in Form der traditionellen Bücher – gehört hier mit dazu.
  • Die durch das Internet gegebenen erweiterten Möglichkeiten der Kommunikation führen, neben einer gesunden Erweiterung des „realen“ Lebens, zu unkontrollierten krankhaften Wucherungen, welche, die reale Kommunikation verfälschen und ersetzen (doch auch ohne Internet kennt man im realen Leben den inhaltslosen „Smalltalk“; online schießt der nur, bei solchen halt, die nichts anderes kennen, ins Kraut).
  • Da ich mit verschiedenen räumlich weit von mir entfernten Arbeitszusammenhängen verbunden bin und einen geographisch weit verstreuten Freundeskreis habe, bin ich, so wie früher ähnlich gelagerte Leute die Post benutzten oder noch früher reitende Boten, aufs Internet angewiesen; und sogar habe ich gelernt, eine Sache wie Facebook, wo eigentlich starke Wucherungstendenzen am Wüten sind, in meinem Sinne für mich nutzbar zu machen.

So isses.

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